Vietnamesische Polizei greift protestierende Katholiken an (tiếng Đức)
(Cảnh sát Việt Nam tấn công đoàn biểu tình Công Giáo)


Der Konflikt um Zwangsenteignung in Hanoi eskaliert

HANOI/FRANKFURT, 23. September 2008 (ZENIT.org).- Mit dem Einsatz von Polizisten haben die Obrigkeiten von Hanoi, die friedlichen Demonstrationen der Katholiken, mit denen sie die Rückerstattung von zwei illegal beschlagnahmten Grundstücken forderten (vgl. Zenit vom 19. Sept. 2008), gewaltsam unterdrückt, meldete gestern die Nachrichtenagentur „Eglises d'Asie” (EDA).

Dabei geht es um den Gebäudekomplex, der einst die Nuntiatur beherbergte, sowie um das Geländer der Pfarrei von Thai Ha und ein Kloster des Redemptoristenordens. Der Konflikt hält schon seit Beginn des Jahres an, da die Regierung den Protesten der Katholiken trotz verschiedener Versprechungen nicht nachgegeben hat (vgl. Zenit vom 10. Jan 2008).

Am vergangenen Sonntag sprach der Leiter des „Volkskomitees“ (des Stadtrates) von Hanoi, Nguyen The Thao, schwere Drohungen gegen den Erzbischof von Hanoi, Joseph Ngo Quang Kiet, und all jene aus, „die zusammen mit ihm die Bevölkerung aufwiegelten“, indem sie gegen die Regierung falsche Anklagen vorbrächten, meldete die deutsche Gesellschaft für Menschenrechte in Frankfurt (IGFM) mit Berufung auf Augenzeugenberichten.

Grund für die Drohungen war der Protestbrief des Erzbischofs an den Präsidenten der Republik, Nguyen Minh Triet, den Ministerpräsidenten und den Chef der Kommission für die religiösen Angelegenheiten. Mit dem Brief hätte der Erzbischof die falschen Anschuldigungen gegen die Stadt Hanoi vorgebracht, das Eigentum der Kirche sowie die Gesetze des Staates nicht zu achten.

Die Gelände waren von der Stadt Hanoi „zu öffentlichen Zwecken“ beschlagnahmt worden. Gleichzeitig jedoch wurden sie einem Restaurant (Nuntiatur) sowie einer Textilfabrik (Thai Ha) zugewiesen.

Nachdem die Kirche Gerechtigkeit gefordert hatte, antwortete das Volkskomitee mit einer Kampagne von Falschinformationen, Drohungen, Verhaftungen und Gewalttätigkeiten. Noch gestern verlautbarte der Leiter des „Volkskomitees“, dass es angeblich die Kirche selbst gewesen sei, welche die Gelände als Schenkung überlassen hätte.

Die Katholiken reagierten in erster Linie aufgrund des Gebrauchs, der von den kirchlichen Geländen gemacht werden sollte. Somit kam es zur größten Demonstration in der Hauptstadt von Vietnam seit der Machtübernahme durch die Kommunisten im Jahr 1954.

Weitere Bischöfe des Landes haben den Katholiken von Hanoi ihre Solidarität zum Ausdruck gebracht. Erst gestern führten Bischof Joseph Dang Duc Ngan von Lang Son zusammen mit Hunderten von Priestern aus Ha Nam, Ha Tay und Nam Dinh einen Marsch von Tausenden von Katholiken zu den Toren der Ex-Nuntiatur an. Sie konnten sich dem Gelände nicht nähern, da die Polizei seit Freitag den Gebäudekomplex abgeriegelt hat. Auch die Eingänge zur Kathedrale und zum Bischofshaus wurden abgesperrt.

Seit Freitag ist auch der Abriss der ehemaligen Nuntiatur im Gang, an deren Stelle, wie jetzt angekündigt worden ist, ein öffentlicher Park sowie eine Bibliothek entstehen sollen. Am 2. Februar dieses Jahres jedoch hatte der Erzbischof von Hanoi das Versprechen der Regierung angekündigt, die Gelände zurückzuerstatten.

Noch am 27. Februar hatte Trân Dinh Phung, ständiges Mitglied der Patriotischen Front und Beauftragter für die religiösen Angelegenheiten, erklärt, dass die Forderungen der Kirche, den Gebäudekomplex der Nuntiatur für die Bischofskonferenz zu nutzen, „berechtigt“ seien.

Gestern richtete die „Federation of Vietnamese Catholic Mass Media” einen dringenden Appell für die Verteidigung der Menschenrechte sowie der religiösen Rechte der Katholiken Vietnams. Die Kirche Vietnams ruft weiter um Hilfe.